Politiker, die behaupten, der Verzehr bestimmter Nährstoffe wie z.B. Fett  stelle „einen Risikofaktor dar, der zur Ausbreitung der Volkskrankheiten beiträgt.“, sind nur selten von wirklich tiefgehenden Fachkenntnissen der Materie beleckt. Dass scheint auch bei den dänischen Poltikern, die ihren Bürgern die Butter vom Brot nehmen wollen, nicht anders zu sein. Denn wissenschaftlich lässt sich ein meßbarer Nutzen eines reduzierten Verzehrs gesättigter Fettsäuren kaum belegen. Dazu einen Blick in einen der letzten Newsletter des Ernährungswissenschaftlers Dr. Nicolai Worm:

Aus der EPIC-Studie ist soeben eine neue Analyse zum Einfluss des Fettkonsums auf Übergewicht veröffentlicht worden. Ergebnis: Kein Zusammenhang – weder mit Quantität noch mit Qualität! Na so was! Und dann kommen die Autoren noch zu solchen Ansichten:
“…Our findings lend support to the scientific view that promoting low-fat diets may not offer the optimal approach for tackling the obesity epidemic and might potentially divert attention from the recommended goals of reducing the dietary total energy content or promoting greater physical activity as set out in the current US national dietary guidelines…. Our findings highlight that an emphasis on dietary fat intake alone may be misplaced and that we need to consider wider dietary contexts and both sides of energy balanceto include energy expenditure as well as energy intake…”
Was die DGE&Co (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) nur dazu sagen wird? Immerhin ist ja Übergewicht die letzte Bastion in ihrer Fett-Leitlinie, die ein Beschränkung der Gesamtfett-Zufuhr rechtfertigen ließe.

Dabei stehen die Ergebnisse der EPIC Studie nicht allein. Bereits Mitte Oktober fasste Worm die Ergebnisse einer anderen umfangreichen Arbeit zum Einfluss von Fett auf die Gesundheit zusammen:

Am 19. September wurde im Auftrag der FAO/WHO die bislang größte Metaanalyse zum Einfluss von Fett und Fettsäuren auf KHK und Gesamtsterblichkeit veröffentlicht (Skeaff & Miller).Ergebnis: Gesättigte Fettsäuren sind KEIN Risikofaktor für Herzinfarkt. Gesättigte Fettsäuren erhöhen auch nicht die Gesamtsterblichkeit. Das gleiche gilt für die Gesamtfettzufuhr.

Wohl bekomms meint: Ich bin Ernährungswissenschaftler und Journalist – trotzdem maße ich mir kein Urteil an über falsch und richtig in der Diskussion um gutes und schlechtes Fett: Zu kompliziert, zu viele Studien, zu viele Interessengruppen, die Einfluss nehmen (die Hersteller und Verarbeiter von tierischen und pflanzlichen Fetten und Ölen gehören zu den Big Playern in der Lebensmittelindustrie: Es geht schon immer auch um viel Geld in dieser Schlacht!) – für einen „Halbexperten“ ist das nicht abschließend zu bewerten. Ich schätze Worm’s Kenntnisse und Urteilskraft. Aber man muss auch wissen: Er vertritt als Protagonist der Low-Carb-orientierten LOGI-Methode ein System, in dem Fett eher eine positive Role spielt.

Unabhängig davon machen die von ihm zitierten Studien in jedem Falle eines klar: Das Feindbild Fett mit den gesättigten Fettsäuren als bösen Buben lässt sich in der bisherigen Form nicht aufrecht erhalten. Eine Steuer auf gesättigte Fettsäuren zur Verbesserung der Volksgesundheit, wie sie die dänische Regierung plant, ist grober politischer Unfug – durch keinerlei eindeutige wissenschaftliche Erkenntnis gestützt. Deswegen kann man nur hoffen, dass die Dänen doch noch Sturm dagegen laufen.

Herrn Worm sei allerdings gesagt: Wer auf den Staat hofft, hat keinen zuverlässigen Partner. Während sich Worm für Obamas Limonadensteuer begeistert, müssen ihm die Pläne für eine Fettsteuer in verschiedenen EU Ländern ein Dorn im Auge sein. Das Beispiel zeigt: Wer sich heute noch darüber freut, dass sich die Waffen des Staates gegen die eigenen Feinde richten, muss morgen schon damit rechnen, selbst ins Visier zu geraten. Manche Besen lässt man besser in der Ecke stehen, bevor man Geister damit ruft, die man plötzlich nicht mehr los wird.

Übrigens: Nicolai Worm stellt die Studien, die er zitiert, in der Regel gerne zur Verfügung. Kontakt: https://www.nicolai-worm.de/