Anzeigen-Kooperation mit Drogeriemarktkette dm ab sofort beendet

Gut gebrüllt, Ilse! Verbraucherministerin Aigner hat dem Skandälchen um die von der Drogeriemarktkette dm gesponserten Anzeigen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) in der Bild-Zeitung ein schnelles Ende gesetzt: Die Anzeigen werden ab sofort nicht mehr erscheinen. Seit vier Wochen wurden die Anzeigen weitgehend unbemerkt gedruckt – bis das Thema gestern in dem Medien ‚explodierte‘.

Aufgeregt hatten sich zunächst allenfalls ein paar Verbraucherschützer in der SPD-Bundestagsfraktion. Dann traten die Wettbewerbshüter auf den Plan: Wiehorizont.net gestern berichtete, hat die Bad-Homburger Wettbewerbszentrale dm wegen irreführender Werbung abgemahnt, da dm auf dem umstrittenen Motivdirekt neben der BMELV-Anzeige in eigener Sache wirbt. “So entsteht der Eindruck, die Bundesregierung würde den Bürgern empfehlen, bei dm einzukaufen”, begründete Peter Breun-Gerke, Mitglied der Geschäftsführung der Wettbewerbszentrale, das Einschreiten der Institution gegenüber Horizont. Gestern überschlugen sich dann Politik und Medien mit Vorwürfen, Forderungen und Berichten. Jürgen Trittin nutzte das Thema, um vorzeitig aus dem Sommerloch aufzutauchen, Stern, Spiegel und viele andere Print- und Online-Medien entrüsteten sich und Report Mainz sendete kritisch.

Wohl bekomms meint: Während die Ministerin das einzig Richtige tat, indem sie den Sturm im Wasserglas mit einer schnellen Entscheidung beendete, konnte sich dm-Chef Erich Harsch einen ziemlich dümmlichen Kommentar wohl nicht verkneifen.  Spiegel-online zitiert ihn: “Alle sprechen von dem teuren Gesundheitswesen und der Bedeutung von Prävention. Und wenn dann jemand in dieser Richtung tätig wird, ist die Aufregung groß, da ist schon eine gewisse Doppelmoral im Spiel.” Sein Unternehmen wolle sich gesellschaftlich engagieren – “und nicht nur Zahnpasta verkaufen”.

Die 15 einfältigen Zeilen zur gesunden Ernährung mit der Unterschrift des Staatssekretärs für eine Präventionsmaßnahme zu halten, kann nur einer, der vom Thema keine Ahnung hat. Und wer das  Sponsoring solch stiller Einfalt für gesellschaftliches Engagement hält, muss ebenfalls etwas falsch verstanden haben. Mein Tipp für künftiges Engagement und Unterstützung an die Schlaumeier von dm und Ministerium: Die Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb) z. B. bündelt eine Vielzahl gesellschaftlicher Kräfte aus Politik, Wissenschaft, Ernährungswirtschaft, Sportverbänden, Gewerkschaften und Elternvertretungen, Krankenkassen und Medizin, die aktiv Projekte für eine ausgewogene Ernährung, Bewegung sowie Entspannung als wesentliche Bestandteile eines gesundheitsförderlichen Lebensstils von Kindern und Jugendlichen unterstützen. Statt 300.000 Euro nutzlos in die BILD zu schmeißen, hätte man hier wirklich sinnvoll gesellschaftliches Engagement im Bereich der Ernährung zeigen können – und damit Prävention im besten Sinne betrieben.