DruckDie Lebensmittelindustrie hat in den ersten Monaten des Jahres 2013 über 13% im Verbrauchervertrauen verloren. Im Vertrauensranking deutscher Branchen findet sich die Lebensmittelbranche als einstiger Spitzenreiter mit nunmehr 36,3 Indexpunkten auf den hinteren Plätzen wieder. Dies ist der höchste Rückgang in einer Branche seit Beginn der Ermittlung des Vertrauensindex1) im Jahr 2009. Das Ergebnis lässt sich einerseits als Reaktion der Verbraucher auf die Skandale der letzten Monate interpretieren – vom Pferdefleisch in der Lasagne über Dioxin in Eiern bis hin zu Bio-Produkten aus Italien, die alles, nur nicht Bio waren. Andererseits dürfte der massive Vertrauensverlust auch ein Zeichen des Versagens der Öffentlichkeitsarbeit der Lebensmittelwirtschaft sein (siehe auch tellerrand-Beitrag von gestern).

Betrachtet man die aktuellen Vertrauensverluste der Lebensmittelindustrie im Detail so fällt auf, dass die neuesten Lebensmittelkrisen einen unmittelbaren negativen Einfluss auf alle fünf2) in der Studie abgefragten Vertrauensdimensionen haben. Besonders deutlich verliert die Lebensmittelindustrie allerdings im Bereich Kompetenz und Qualität: Der Indexwert von 37,1 Punkten (-19,4%) in dieser Kategorie wird nur noch von der Finanzbranche unterboten. „Die Ergebnisse zeigen: Aus Verbrauchersicht reiht sich ein Lebensmittelskandal an den nächsten. Die so entstehende Verunsicherung schlägt sich in einem deutlichen Vertrauensverlust nieder.“, so Uwe A. Kohrs, GPRA-Präsident und Geschäftsführer der Agentur impact: „Es gelingt der Lebensmittelbranche immer noch nicht, aus dieser Negativspirale herauszukommen.“
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Seit Jahren wiederholen die Verbände der Lebensmittelwirtschaft gebetsmühlenartig ihr Mantra: „Unsere Lebensmittel waren noch nie so sicher wie heute“. Offensichtlich verstehen die Verantwortlichen nicht, dass dieser Satz nicht reicht, um die Verbraucher von seinem Inhalt bzw. Wahrheitsgehalt zu überzeugen – auch wenn er richtig ist. So fehlt der Satz auch auf der neuen Website des Vereins „Die Lebensmittelwirtschaft“ nicht. Die hat sich Anfang dieses Jahres zum selbst erklärten Ziel gesetzt hat, auf der Basis fakten- und wissenschaftsbasierter Informationen „das Vertrauen der Verbraucher in Lebensmittel und deren Herstellung nachhaltig zu stärken.“ Anscheinend brauchen die sieben Dachverbände der deutschen Lebensmittelwirtschaft als Träger des Vereins erst einmal viel Zeit, um ihr gegenseitiges Vertrauen zu stärken: der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), die Handelsvereinigung für Marktwirtschaft (HfM), der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVL), der Unternehmerverband Deutsches Handwerk (UDH) sowie der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) sind sich in wechselnden Konstellationen gar nicht immer grün. Wieviel Zeit, Geld und Nerven es wohl kostet, die bunte Mischung aus Interessen unter einen Hut zu kriegen und daraus gemeinsame Inhalte und Aktivitäten zu entwickeln? Was das Geld betrifft, ist die Initiative immerhin mit einem jährlichen Budget von 1,3 Millionen Euro ausgestattet. Bleibt zu hoffen, dass davon nach der kräftezehrender Selbstfindungsphase noch etwas übrig bleibt, um die zu überzeugen, deren Vertrauen wirklich tief in der Krise steckt: die Verbraucher.

1)        In Kooperation mit TNS Emnid führt die GPRA – der Unternehmensverband der führenden Kommunikationsagenturen mit Schwerpunkt in Public Relations in Deutschland – quartalsweise eine Repräsentativbefragung durch, die das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die wichtigsten Branchen der Wirtschaft ermittelt. Basis für den Gesamtindex der jeweiligen Branche sind fünf Vertrauensteilbereiche, die sogenannten Vertrauensdimensionen:

2)        Dimensionen des Verbrauchervetrauens: • Die Ehrlichkeit der Unternehmensaussagen • Die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung • Der Umgang mit den eigenen Mitarbeitern • Der Umgang mit den Kunden • Kompetenz und Qualität