„Deutschland scheint Diabetes nicht in den Griff zu kriegen“ kommentiert Prof. Christian Straub, Chef der Barmer Krankenkasse, die Ergebnisse der jüngsten Erhebungen des Barmer-eigenen  Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Demnach ist die Zahl der Menschen mit Diabetes Typ 2 in Deutschland erneut gestiegen. Von 2021 auf 2022 habe es einen Zuwachs um 95.450 auf insgesamt knapp 7,3 Millionen Erkrankte gegeben, teilte die Krankenkasse mit. Damit ist der Anteil der Patienten mit Diabetes Typ 2 in der Gesamtbevölkerung in den vergangenen zehn Jahren von 8,04 auf 8,65 Prozent gestiegen. Was besonders besorgt stimmen muss: Die größte Steigerung binnen zehn Jahren verzeichnet das BARMER-Institut nicht etwa in der Gruppe 60+, sondern bei den 40- bis 49-Jährigen. Dort stieg der Anteil der Menschen mit Diabetes Typ 2 von 3,4 auf 3,9 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von knapp 15 Prozent.

Der nationalen Diabetesstrategie müsse daher endlich mehr Bedeutung zukommen, so Straub. „Sie soll den Menschen helfen, durch einen gesunden Lebensstil diese Krankheit zu vermeiden oder zumindest ihre Auswirkungen zu lindern.“ Der Bundestag hatte den Rahmenplan im Sommer 2020 nach langem Hin und Her verabschiedet. Große Teile sind allerdings als unverbindliche Empfehlungen an Politik und Selbstverwaltung formuliert. Ein wirklich greifbares Ergebnis ist die kürzlich vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) auf den Weg gebrachte Richtlinie für ein DMP Adipositas. Ob es denn wirklich „greifbar“ ist, muss man leider bezweifeln.

Die Hoffnung stirbt zwar bekanntlich zuletzt, aber wirklich viel Hoffnung ist da jetzt schon nicht mehr. Seit 50 Jahren steigt die Zahl der Diabetiker ununterbrochen. Seit 50 Jahren werden Pläne über Pläne zur Bekämpfung der „Volkskrankheit“ gemacht. Seit 50 Jahren hat keiner davon funktioniert. Auch für die nächsten 50 Jahre wird man Pläne über Pläne machen. Und auch in diesen 50 Jahren wird nichts funktionieren. „Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch’nen zweiten Plan, geh’n tun sie beide nicht.“ Mit Blick auf die Diabetes-Pläne hat er da auch heute noch recht, der Brecht. Mit Brecht soll dieser kurze, traurige Blick auf eine besiegbare Krankheit, deren „Siegeszug“ unseren menschlichen Schwächen geschuldet ist, jetzt auch enden:  „…und so sehen wir betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

Vielleicht gibt es ja Leser, die noch mehr Hoffnung haben – und mit plausiblen Argumenten erklären, warum sie doch wirken werden, die neuen Pläne.