Ups  – gestern (am 10. Februar) war internationaler Tag der Hülsenfrüchte. Den habe ich tatsächlich verpasst, bin allerdings damit beileibe nicht alleine.  Der Tag ist leider spurlos an uns allen vorbeigegangen, obwohl die Hülsenfrüchte dieses Schicksal nicht verdient haben – zum einen, weil Erbsen, Linsen, Bohnen & Co. allesamt wertvolle, nährstoffreiche Lebensmittel sind, deren kulinarische Möglichkeiten weit unterschätzt werden. Zum anderen, weil sie in einer pflanzenbasierten Ernährung der Zukunft eine wichtige Rolle spielen sollen. So will es zumindest die kürzlich veröffentliche Ernährungsstrategie der Bundesregierung

Die Planetary Health Diet, an der sich die Strategie orientiert, empfiehlt einen Pro-Kopf-Verbrauch von 27 Kilogramm Hülsenfrüchten pro Jahr – nach Schätzungen des Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) liegt der Pro-Kopf-Verbrauch aktuell in Deutschland bei etwa zwei Kilogramm bei einem derzeitigen Selbstversorgungsgrad von 62 Prozent. Um die Empfehlung der Planetary Health Diet zu erreichen, müssten wir unseren Hülsenfrucht-Verzehr in absehbarer Zeit um 1300% zu steigern – und um den Selbstversorgungsanteil zu halten, müssten rein rechnerisch sämtliche Flächen, auf denen heute Weizen wächst, für den Anbau von Hülsenfrüchten zur Verfügung stehen. Ob das nicht doch ein bisschen zu ambitioniert ist?

Man mag es noch so sehr bedauern, dass die Menschen die gesundheitlichen und kulinarischen Aspekte der Hülsenfrüchte so drastisch unterschätzen. Par ordre de Özdemir lässt sich das trotzdem nicht ändern, zumindest nicht auf die Schnelle. Da helfen dann auch die Tonnen von braven und biederen Artikeln und Posts des Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) nicht. Selbst wenn man die Quadriga der „Taste-Köche“ für eine Hülsenfrucht-Challenge im TV und den digitalen Medien gewinnen könnte (Titelvorschlag: „Bohn-Jour“), würde das vermutlich wenig bewegen. Ernährungsverhalten lässt sich nicht eben mal so „von oben“ ändern – das Lehrstück für diese Erkenntnis hat Frau Künast geliefert. So wundert es wenig, dass der Tag der Hülsenfrüchte noch immer im Raritätenkabinett der kuriosen „Tage des irgendwas“ vor sich hindämmert.

Wer mehr von dem Gemüse (tatsächlich sind Hülsenfrüchte keine Früchte, sondern gehören botanisch zum Gemüse) auf den Teller der Deutschen bringen will, müsste zumindest schon mal den “Tag der Hülsenfrüchte” für die verschiedensten medialen Aktivitäten nutzen. Leider war von Linsen und Böhnchen kaum ein Tönchen zu vernehmen, von ein paar wenigen schlappen Posts auf Social Media mal abgesehen. Die wichtigsten Akteure der Szene – BZFE, DGE, BML, um nur drei davon zu nennen – hätten den Tag vor Fastnacht ganz prima nutzen können: Denn ‚Karneval‘ – zu gut Deutsch ‚Fleisch ade‘ als Ziel der Ernährungspolitik ist nur zu schaffen, wenn tatsächlich mehr Erbsen, Linsen und Bohnen auf unseren Tellern landen.