Nach der Lektüre dieser aktuellen HORIZONT-Meldung braucht mein Ärger Luft: “Brigitte” schafft schreibende Redakteure ab. Die “Brigitte”-Chefs kündigen elf Mitarbeitern, das sind 15 Prozent der 71-köpfigen Print-Redaktion. Dabei wagt man einen Kulturbruch im Hause Gruner & Jahr. Neun der 15 schreibenden Redakteure verlieren ihren Job. Kurz gesagt: “Brigitte” sourct das Texten aus!

Die Texte will man mehr als bisher von freien Autoren einkaufen und damit „eine größere Vielfalt an Ideen und Wissen“ ins Blatt holen. Auch in der neuen Struktur halte die Redaktion am „hohen journalistischen Anspruch“ fest, werde aber zugleich „agiler, flexibler und innovativer“. Tatsächlich geht es wohl eher um „Kosten- und Ressourceneffizienz“ oder – unverbrämt ausgedrückt – ums knallharte Sparen. HORIZONT dazu: „Pro Jahr, so kann man schätzen, dürfte es schon ein kleiner Millionenbetrag sein” – zumindest ab dem zweiten Jahr, wenn die Abfindungen verdaut sind. Denn, so HORIZONT, statt die hohen Gehälter aus den fetten Jahren weiterzuzahlen, ist es wohl Teil des Plans, die Einkaufspreise für die Inhalte zu senken.Was mich daran aufregt: „Brigitte“ war und ist auch ein Platz für schreibende Ernährungsprofis. Die gab es immer in der Redaktion und unter den freien Autoren. Man darf gespannt sein, was davon übrig bleibt. Vermutlich wenig. Ob sich Freie darüber freuen sollten? Eher nicht, denn die Ausbeutung schreitet voran.

Mir begegnen viele talentierte junge Oecotrophologen (.. und Absolventen ähnlicher Fachrichtungen), deren Traum es ist, im Food-Journalismus Fuss zu fassen und die mich nach Möglichkeiten und Chancen fragen. Kann man da guten Gewissens zum Einstieg raten? Allenfalls, wenn überdurchschnittliches Talent vorhanden ist, ein starkes Feuer für das Schreiben brennt und die Bereitschaft da ist, entbehrungsreiche Jahre zu ertragen. Eine fast übermenschliche Kombination, die trotzdem keinerlei Garantie bietet für Erfolg. Gesucht wird immer mehr – vor allem auch im online-Journalismus – die schnelle, leicht konsumierbare und SEO optimierte Kost. Sogar das könnte man ja noch gut machen. Tut man aber in den meisten Fällen nicht. Man begnügt sich mit billigem Praktikantengeschreibe – ausgepresst aus jungen Leuten, in deren Ausbildung keiner mehr einen Pfifferling steckt (..von einigen löblichen Ausnahmen abgesehen). Das verheißt nichts Gutes – generell nicht und speziell für den Food-Journalismus schon gar nicht.