Rebecca hat etwas sehr Erwachsenes getan – trotz ihres zarten Alters von 14 Jahren (siehe Eintrag von gestern). Sie hat sich entschieden. Die meisten Erwachsenen scheinen vergessen zu haben, dass man sich entscheiden kann. Wer will sich schon entscheiden in einer Zeit, in der viele die Angst plagt, etwas vom möglichen Maximalgenuss zu verpassen. Jeder könnte sich entscheiden, was er isst und trinkt. Rebecca hat sich entschieden, kein Fleisch zu essen. Eine beachtliche Entscheidung für einen jungen Menschen. Entscheidungen müssen aber grundsätzlich weder rigide noch ideologisch sein –   auch nicht, wenn es ums Essen und Trinken geht.

Ich kann kleine Entscheidungen treffen. Ich kann mich entscheiden, ab heute keine zuckerhaltigen Limonaden mehr zu trinken. Ich kann mich entscheiden, keine Wurst mehr zu essen, Ich kann mich entscheiden, nur noch zweimal die Woche Fleisch zu essen. Ich kann mich für zweimal Dinner-Canceling oder für einen Rohkosttag pro Woche entscheiden – oder für den Verzicht auf Kuchen, Gebäck und Süßigkeiten. Ich kann mich dafür entscheiden, dass eine Flasche Wein pro Woche reicht. Keine dieser Entscheidungen allein wird meine Alltagsernährung, meine bisherigen Gewohnheiten völlig umkrempeln. Aber jede einzelne wird meine Ernährungsbilanz ein Stück hin zu einer gesünderen Ernährung verschieben.

Eine Entscheidung ist wertlos, solange sie nicht umgesetzt wird. Wer nicht konsequent an der Umsetzung festhält, offenbart, dass die sogenannte Entscheidung allenfalls ein guter Vorsatz war. Erst das Handeln macht die Absichtserklärung zur Entscheidung. Rebecca hat das klar erkannt, wenn sie schreibt: „Natürlich fällt mir das nicht immer leicht, dazu gibt es zu viele Essen mit Fleisch, die ich früher gerne gegessen habe. Aber ich finde, da muss ich jetzt konsequent bleiben.“ An dieser Einsicht könnte sich mancher Erwachsene eine Scheibe abschneiden: Konsequenz fordert schon mal Verzicht aufs Lustprinzip – und verzichten will man nicht. So ist die Entscheidungsschwäche beim Essen und Trinken in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Sie ist gewissermaßen symptomatisch für das generelle Verhalten vieler. Wenn’s nur das Essen wäre, wo der moderne Mensch so unersättlich ist.  Entscheidungsschwäche auf der einen und Unersättlichkeit auf der anderen Seite scheint nicht Ausnahme. sondern Regel zu sein. Wir überfressen uns an allem, was in unsere Reichweite kommt – Geld, Klammotten, Beziehungen und..und..und. Warum sich entscheiden, solange man noch mehr konsumieren, in sich hineinstopfen kann?