Die Ernährungsberatung wird von Frauen ausgeübt und dient dazu, namentlich Frauen zu destabilisieren, ja sie fertigzumachen. Es ist Gewalt von Frauen gegen Frauen. .. Gibt es nicht ein gutes Gefühl, Konkurrentinnen zu eliminieren, indem ich ihnen einen Rat gebe, der sie unansehnlicher macht? Und es gibt offenbar nichts Erhebenderes, als wenn bei der Konkurrentin Busen und Po schlappmachen.

Udo Pollmer in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Effilee.

Geht’s noch? Der “Lebensmittelwissenschaftler” Pollmer diffamiert hier die Ernährungsberatung im allgemeinen und speziell die Frauen in diesem Beruf mit einer hanebüchenen These aus der Kiste der Bastelspiele für Hobbypsychologen. Gleichzeitig reduziert er Ernährungsberatung auf etwas, was nur am Rande ihr Gegenstand ist: Das Thema Abnehmen und Diäten. Pollmers Ausfälle gegen die Berufsgruppe sind nicht neu. Neu ist allenfalls die Boshaftigkeit, mit der er sie vorbringt. „Im Grunde ist es nur zum Heulen“ so die Headline des Interviews. Das trifft den Nagel leider auf den Kopf. Es gab einmal eine Zeit, in der Pollmer eine wichtige kritische Stimme war, wenn es um Ernährung und Lebensmittel ging. Inzwischen ist aus ihm, so scheint es mir, ein böser alter Onkel geworden, dessen selbstgefällige Rundumschläge so daneben sind, dass sie einer sachlichen Auseinandersetzung nicht mehr wert sind. Dahinter steckt, so könnte man vermuten, das Drama des enttäuschten alten Mannes, dem nicht viel mehr als die Rolle des Quotenquerulanten in den Medien geblieben ist. Einen trifftigen Grund, sich inhaltlich gegen Pollmers schwachsinnige Thesen zu verwehren, gibt es doch: Der durchschnittliche Leser von Efilee (Auflage: 50.000) hat sich vermutlich über Ernährungsberatung im Detail noch nie Gedanken gemacht. Der liest das und nimmt es für bare Münze – und schon sitzt das Vorurteil. Ernährungstherapeuten und -Berater helfen unzähligen Menschen: Diabetikern, Allergikern, Menschen mit Fettstoffwechselstörungen, mit Lebensmittelunverträglichkeiten und..und..und. Das verdient Anerkennung – nicht haltlose Beschimpfung.