Das Wort zum Sonntag:
Wer Fleisch isst, verachte den nicht, der es nicht isst; wer kein Fleisch isst, richte den nicht, der es isst.
Dieser Satz (gefunden in einem Tweet von Daniel Kofahl) aus dem Römberbrief (Römer 14, 3) lässt darauf schließen, dass es schon vor 2000 Jahren heftige Auseinandersetzungen um die Frage gab: Fleisch – ja oder nein. Für alle, die es interessiert, hier ein etwas umfangreicherer Auszug aus dem Römerbrief 14, der neben Erkenntnisgewinn auch viel Stoff für die Reflektion der Frage liefert, wie man es mit der Toleranz in der Esskultur halten sollte:
1 Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten.
2 Der eine glaubt, alles essen zu dürfen, der Schwache aber isst kein Fleisch.
3 Wer Fleisch isst, verachte den nicht, der es nicht isst; wer kein Fleisch isst, richte den nicht, der es isst. Denn Gott hat ihn angenommen.
6 Wer Fleisch isst, tut es zur Ehre des Herrn; denn er dankt Gott dabei. Wer kein Fleisch isst, unterlässt es zur Ehre des Herrn, und auch er dankt Gott.
8 Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.
10 Wie kannst also du deinen Bruder richten? Und du, wie kannst du deinen Bruder verachten? Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
13 Daher wollen wir uns nicht mehr gegenseitig richten. Achtet vielmehr darauf, dem Bruder keinen Anstoß zu geben und ihn nicht zu Fall zu bringen.
14 Auf Jesus, unseren Herrn, gründet sich meine feste Überzeugung, dass an sich nichts unrein ist; unrein ist es nur für den, der es als unrein betrachtet.
15 Wenn wegen einer Speise, die du isst, dein Bruder verwirrt und betrübt wird, dann handelst du nicht mehr nach dem Gebot der Liebe. Richte durch deine Speise nicht den zugrunde, für den Christus gestorben ist.
17 denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.
20 Reiß nicht wegen einer Speise das Werk Gottes nieder! Alle Dinge sind rein; schlecht ist es jedoch, wenn ein Mensch durch sein Essen dem Bruder Anstoß gibt.
21 Es ist nicht gut, Fleisch zu essen oder Wein zu trinken oder sonst etwas zu tun, wenn dein Bruder daran Anstoß nimmt.
22 Die Überzeugung, die du selbst hast, sollst du vor Gott haben. Wohl dem, der sich nicht zu verurteilen braucht bei dem, was er für recht hält.
23 Wer aber Zweifel hat, wenn er etwas isst, der ist gerichtet, weil er nicht aus der Überzeugung des Glaubens handelt. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.
Quelle des Auszugs: https://www.bibleserver.com/text/EU/R%C3%B6mer14 / © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.
Lieber Dr. Mühleib, hoch interessant. Damals wie heute hat sich aber Realismus und Pragmatismus durchgesetzt: würden wir Tiere nicht schlachten und “nur” wegen Ihrer tierischen Produkte (Eier, Milch, Wolle) nutzen wollen, hätten wir schon sehr schnell nicht genügend Futter für die Versorgung der “Gnadenhoftiere” ….. und ohne Rückführung der Nährstoffe über den Tierdarm auf den Acker hätten wir kaum Erntesteigerungen (von Zugtieren damals ganz abgesehen. Bisher konnte mir noch kein Veganer einleuchtend eine rein vegane Prozesskette dokumentieren, sprich: jedes vegane Produkte kommt irgendwann mit “Tieren” in Kontakt, oder anders ausgedrück, profitiert von der Tierhaltung.
Hi Friedel,
das Bibelzitat hat mich ebenfalls fasziniert, ich hatte es früher schon gelegentlich in Vorträgen verwendet. Danke für die Erinnerung daran und für den längeren Auszug. Es ist wirklich interessant, dass sich die Grundfragen des Alltags in Jahrtausenden kaum geändert haben.