Kann ein schönes Stück Fleisch Sünde  sein? © muehleibKann ein schönes Stück Fleisch Sünde sein?
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Herz-Kreislauf: Rotes Fleisch schädigt Gefäße – so oder ähnlich liest man es derzeit in Headlines quer durch die Medien (siehe auch – etwas fundierter – hier). Grundlage für diese Meldung ist eine kleine Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass Darmbakterien Trimethylamine-N-oxide (TMAO) aus L-Carnitin synthetisieren können und diese Substanz in Mäusen Atherosklerose fördern kann. Da Fleisch L-Carnitin enthält und da das, was einer Maus passiert, grundsätzlich auch einem Elefanten oder einem Menschen wiederfahren kann und da der Mensch ja umso mehr Carnitin zu sich nimmt, je mehr Fleisch er isst, warnen die Forscher davor, dass so möglichweise ein erhöhtes Herz-Kreislaufrisiko

Der Ernährungswissenschaftler Nicolai Worm warnt dagegen vor solchen voreiligen Schlüssen, die letztlich wieder einmal nur zur weiteren Verunsicherung der Menschen führen. Er verweist auf eine Meta-Analyse von 13 placebo-kontrollierten Studien, die belegt, dass L-Carnitin-Supplementation das Herz-Kreislauf-Risiko und die Gesamt-Sterblichkeit bei Herzinfarkt-Patienten senkt. Worm: „Und diese Experimente wurden nicht mit einem zweifelhaften Surrogat-Parameter und putzigen Nagern erforscht, sondern an leibhaftigen Menschen!“

Wieder einmal konstruieren Medien (nicht alle, aber zu viele) aus den Ergebnissen einer kleinen Studie und den daraus abgeleiteten Vermutungen, die pressewirksam aufbereitet durchs Netz getrieben werden, eine Bedrohung für die Menschheit. Auch die von Worm zitierte Studie ist noch kein Freispruch.  Verunsicherung bezüglich eines Lebensmittels zu schüren, das muss nicht sein. Es gibt genug Gründe, weniger Fleisch zu essen. Die zusätzliche Angst vor dem Herztod braucht es dazu nicht. Medien und ihren Rezipienten fällt es eben verdammt schwer, damit zu leben, dass wir vieles einfach nicht genau wissen.