Beeindruckendes Interview mit Wolfgang Gutberlet in der Ausgabe der aktuellen Lebensmittelzeitung (online nur für Abonennten) vom vergangenen Freitag. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Lebensmittelkette tegut, Sohn des tegut-Günders Theo Gutberlet, leitete das Familienunternehmen von 1973 bis 2009 und gilt als einer der bedeutendsten deutschen Ökomanager der vergangenen 30 Jahre. Im LZ- Interview hält der inzwischen 70-jährige Gutberlet, der tegut vor zwei Jahren an die Schweizer Migros-Handelsgesellschaft verkauft hat, ein leidenschaftliches Plädoyer für ökologische Lebensmittelproduktion:

Als ich 1980 mit Bio anfing, haben mich viele belächelt. Am Ende waren fast 30% unserer Lebensmittel Bio-Produkte. Das hat mich bestätigt: Ohne Fantasie und Mut bringen wir die Welt nicht weiter. Sonst produzieren wir immer mehr, richten aber viel Schaden an. ….Der Wachstums- und Reifungsprozess der Lebensmittel, was sie aufgenommen und verarbeitet haben, ist essenziell für ihre wahre Qualität, also ihre Fähigkeit, Leben zu vermitteln. Wenn wir Bio nur stofflich anhand des Endprodukts und der Rückstände betrachten, ist Bio am Ende.

Manche in der deutschen Handelslandschaft behaupten: „Wir lieben Lebensmittel“ und dahinter steckt nicht viel mehr als das Streben nach Größe und Macht. Gutberlet warnt vor den Konsequenzen dieser Entwicklung:

Wir brauchen Wachstum, aber vor allem Metamorphose, das heißt qualitatives Wachstum, Wandlung. Sonst endet das Streben nach Mehr im Zusammenbruch. Wenn jeder der Größte sein will, hat das nicht mit Kundenorientierung zu tun – das ist Machtorientierung. …Ich glaube, dass wir nicht auf ein gewisses Maß an Vernunft hoffen dürfen und uns erst der Schmerz die Augen öffnet.