Bereits im vergangenen Jahr hat Danone-Chef Emmanuel Faber für seinen Konzern eine „Food Revolution“ angekündigt. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir entweder die Wahl der Konsumenten bekämpfen, oder ihnen eben selbst die Alternativen anbieten“, sagte Faber einem Bericht des Handelsblatts vom Juni 2017 zufolge. „Wir wollen den Menschen weltweit Souveränität über ihre Nahrungsmittel geben. Das bedeutet sicherlich, dass wir auch bei Danone noch viele Dinge völlig umkrempeln müssen.“ Damit kündigte Faber eine „Revolution“ an, die die gesamte Branche umwälzen werde. Während alles andere immer schneller geht, dauern Revolutionen heutzutage etwas länger, auch bei Danone. Doch der Mann meint es offensichtlich ernst. Ziemlich genau ein Jahr nach Fabers Revolutionsrede hat der Konzern sowohl Mitbewerber als auch die Öffentlichkeit mit der Ankündigung überrascht, seine Produkte in Deutschland schon im kommenden Jahr mit einer Farbkennzeichnung zu verampeln. Da gab es sogar Applaus von Foodwatch. Die gut gemeinte Danone-Ampel handelt sich derzeit allerdings auch viel Kritik ein.

 

 

Bloß nicht rum(h)ampeln! So lässt sich der Tenor einer Stellungnahme zusammenfassen, die nun der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zum löblichen Vorhaben der französischen Großmolkerei abgegeben hat: Der vzbv begrüßt die farbliche Nährwertkennzeichnung als wichtige Orientierungshilfe, fordert aber die zügige Einführung einer einheitlichen Kennzeichnung. Dahinter steht weniger die Kritik am Vorstoß von Danone als die Angst vor einem unüberschaubaren Ampelwald, in dem der Verbraucher die Kennzeichnung gar nicht mehr versteht. „Eine Einkaufshilfe ist die Nährwertampel für Verbraucherinnen und Verbraucher nur, wenn sie auf jedem verarbeiteten Lebensmittel zu finden ist. Andere Hersteller müssen nachziehen – aber nicht mit immer neuen Kennzeichnungen. Wir brauchen eine einheitliche Lösung“, sagt Sophie Herr, Leiterin Team Lebensmittel beim vzbv.

Da kann man Frau Herr nur Recht geben. Wenn jeder Hersteller seine eigene Ampel erfände, wäre das tatsächlich zu viel der Hampelei. Allerdings könnte die Entscheidung der Franzosen eine europaweit einheitliche Lösung stärker beschleunigen als das Drängen von Verbraucherverbänden oder die Versprechen von sympathieheischenden Ministern. Denn kaum etwas beschleunigt die Einsicht und Wandlungsbereitschaft von Unternehmen stärker als das Voranpreschen eines starken Mitbewerbers. Der könnte sich dadurch einen Vorteil verschaffen – und das ist das Letzte, was die anderen wollen. Vielleicht haben wir es demnächst vor allem  Danone und der Einsicht von Herrn Faber zu verdanken, wenn die europaweit einheitliche Kennzeichnung kommt. Und vielleicht setzen sich Foodwatch und der vzbv jetzt mit Danone an einen Tisch, um dem Rest der Lebensmittelbranche die finale Ampel zu präsentieren. Vor allem im Sinne der Verbraucher wäre zu wünschen, dass das ewige Gehampel um die Ampel endlich zu einem Ergebnis führt.