Die Armut kehrt nach Europa zurück – die Globalisierung soll helfen, sie erträglicher zu gestalten
Lebensmittel im Müll – das war eines der großen Themen der letzten Tage. Wie lange können wir uns diese Verschwendung in Deutschland, in Europa noch leisten? Unternehmen sehen manchmal klarer in die Zukunft als Öffentlichkeit und Politiker. Schließlich hängen ihre künftigen Gewinne davon ab. Jan Zijderveld, Europa-Chef von Unilever, sagt im Interview mit der Lebensmittelzeitung vom 16. März: „Die Armut kehrt nach Europa zurück.“ Ein Trend, der sich verstärken wird, denn nur hoffnungslose Optimisten können glauben, dass die Krise schon ausgestanden ist. Immer mehr Verbraucher können sich in Europa immer weniger leisten. Zijderveld: „Wir haben unser Portfolio bewusst nach oben und unten erweitert, um auf solche Situationen besser reagieren zu können.“
Dabei sollen (Ex-) Entwicklungsländer den Europäern Entwicklungshilfe leisten: „Wir müssen die Expertise, die wir dort gewonnen haben, nach Europa bringen und hier anwenden. In Griechenland haben wir bereits damit angefangen: Wir haben indische Kollegen dorthin eingeladen, um zu helfen, über die richtigen Lösungen für den Markt nachzudenken. Die kennen sich mit Herausforderungen aus, die wir hier längst vergessen haben.“ Für Zijderveld zählen neben Griechenland Portugal, Spanien, Rumänien oder Ungarn zu den Kandidaten, die reif für derartige Konzepte sind. Auch wir Deutschen sind vor dieser Entwicklung nicht gefeit. Denn, so Zijderveld.: „Wir haben es nicht mit einer kurzfristigen Krise zu tun.“
Mühleib meint: Endlich erreicht auch uns in Europa die Globalisierung. Man weiß allerdings nicht, ob man den Konzernen für ihre Hilfsbereitschaft danken soll, denn ganz selbstlos ist die sicher nicht. Man könnte die Überlegungen auch so interpretieren, dass viele Produkte in Europa immer noch zu teuer sind. Wie dem auch sei: Richtig ist sicher, dass die Armut auf dem Vormarsch ist. Das Angebot noch billigerer Produkte seitens der Lebensmittelindustrie wird diese Armut nur bedingt erträglicher machen. Armut und Verschwendung passen schlecht zusammen. Gerade was Lebensmittel angeht, wäre eine neue Sparsamkeit im Umgang mit der Nahrung im Privathaushalt ein wichtiger und zudem nachhaltiger Mosaikstein zum Umgang mit der Situation. Der Gedanke geht von der Vermutung aus, dass in Haushalten mit geringem Einkommen (..und meist auch geringer Bildung) eher mehr als weniger weggeworfen wird. Denn gerade dort mangelt es besonders oft an Kenntnissen rund um die Zubereitung und Verwertung von Lebensmitteln. Gerade das dürfte eine Ursache dafür sein, dass dort besonders viel weggeworfen wird.