Bisher haben sich die Grünen in der Diskussion um EHEC recht bedeckt gehalten. Heute nun kommen sie aus der Deckung – ganz offensichtlich mit der Absicht, doch noch politisches Kapital aus der immer noch ergebnislosen Suche nach dem Keim zu schlagen. „Zu spät, zu schleppend, zu unkoordiniert – die Grünen kritisieren die Arbeit der Regierung während der Ehec-Epidemie scharf.“ – so heißt es in einer Spiegel-ONLINE Meldung vom Vormittag.

Die grüne Ex-Landwirtschafts- und Verbraucherministerin Renate Künast forderte einen nationalen Kontrollplan mit einer Checkliste möglicher Übertragungswege vom Bauern über die Verarbeitung bis zum Restaurant. Ihre Stellvertreterin Bärbel Höhn warf der Koalition vor, das Risiko zu niedrig eingestuft zu haben. “Die Regierung hat diese Krise vollkommen unterschätzt und sich weggeduckt. Von den verantwortlichen Ministern war lange nichts zu hören”, sagte Höhn der “Passauer Neuen Presse”. Man habe erst reagiert, als der Druck in der Öffentlichkeit immer größer wurde. Es wäre am Anfang viel aussichtsreicher gewesen, den Erreger schnell zu finden, sagte Höhn. “Diese Möglichkeit hat man verschenkt. Jetzt wird es ungleich schwerer.” (1)

Während man gegen die Arbeit der Bundesregierung im Rahmen der EHEC-Krise kräftig polemisiert (  “Es findet keinerlei Krisenmanagement statt. Ich frage mich, was der Gesundheitsminister und die Verbraucherministerin eigentlich machen”,  so Künast im Interview mit der “Berliner Zeitung”) ist man auf dem grünen Auge blind: Wenn schon genauere Kontrollen, dann sollte man als erstes strenge Auflagen und regelmäßige Kontrollen für den Einsatz von organischem Dünger in Bio-Betrieben verlangen. Schließlich ist es auch jetzt wieder ein Bio-Betrieb, der mit seinen Sprossen ins Fadenkreuz der EHEC-Fahnder gerückt ist. Sinnvoll wäre eine Meldepflicht für Biobetriebe: Sie sollten strengstens Buch darüber führen müssen, wann und in welchen Kulturen Stallmist eingesetzt wurden. Von den Gefahren, die hier gerade vom Bio-Landbau ausgehen, ist in der Kritik der Grünen keine Rede. Auf dem grünen Auge ist man blind – wenn es um Maßnahmen zum Schutz vor künftigen Infektionen geht, wird die biologisch-bäuerliche Stammklientel im Katalog der grünen Forderungen ausgespart.

Warum müssen künftig gerade Bio-Betriebe im Fokus der Aufmerksamkeit und Kontrollen stehen? Auch Bio-Betriebe kommen nicht ohne Dünger aus. Da Kunstdünger für sie tabu sind, wird verbreitet mit Stallmist aus der (biologischen) Tierproduktion gedüngt. Ursprung der pathogenen EHEC-Keime ist und bleibt der Verdauungstrakt der Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen). Dabei scheren sich die Bakterien  wenig darum, ob das Wirtstier konventionell oder biologisch gehalten wird. So gehört Stallmist, als Bio-Dünger eingesetzt, zu den wichtigsten Überträgern der Keime. Als Dünger eingesetzt bringt Stallmist EHEC mit pflanzlichen Lebensmitteln in Kontakt – im Gemüsebau hat er nichts zu suchen. Hier müssen künftige strenge Kontrollen ansetzen!

 

(1) Das ist zwar schön gesagt, aber inhaltlich kompletter Unsinn. Bei einer Inkubationszeit von bis zu zehn Tagen, ist es aus Ernährungsprotokollen von Einzelanamnesen fast nicht möglich, den Übeltäter zu ermitteln. Liebe Frau Höhn, was haben Sie vor zehn Tagen gegessen? Bitte listen Sie die Lebensmittel akribisch auf. Auch Sprossen, Einzelbestandteile von Beilagen beim Außer-Haus-Verzehr und ähnliche Kleinigkeiten nicht vergessen. Danach sollten Sie ihre Aussagen nochmals überdenken.