Vor wenigen Tagen im Ärztetblatt gelesen: Die Adipositasprävention muss zu einer wichtigen Zielaufgabe des Gesundheitswesens werden, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und Folgeerkrankungen vorzubeugen. Das war der Tenor der Ver­anstaltung „Darf oder sollte der Staat sich in unsere Ernährung einmischen?“ in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Da sitzen nun so viele gescheite Leute – und denen fällt wirklich nichts Schlaueres ein, als wohl zum tausendsten Mal zu fordern, krankhaftem Übergewicht vorzubeugen müsse wichtige Aufgabe des Gesundheitswesens sein? Dass mehr gegen die Verbreitung der Adipositas getan werden muss, wird hierzulande seit mindestens 50 Jahren gefordert – auf Tagungen, Kongressen, Symposien – wo auch immer sich Wissenschaftler, Politiker und im endlosen Kampf gegen das Überwegwicht profilieren wollen.

Ralph Hertwig, Psychologe und Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, ging den Ursachen des Übergewichts nach allen Regeln der Wissenschaft auf den Grund: „Zucker versteckt sich an allen Ecken und Enden.“ Ja, wo versteckt er sich denn? Kann es denn sein, dass vor lauter Süßigkeiten kein Mensch mehr den Zucker schmeckt?  Für die Verbraucher sei auf den ersten Blick nicht immer erkennbar, so Hertwig, in welchen Produkten sich zu viel Zucker oder Salz verstecke. Vielen seien die Risiken auch gar nicht bewusst. Klaro –das verstehe ich gut– die blöden Verbraucher stecken den ganzen Süßkram in sich hinein und fragen sich ratlos, wovon der so süß schmeckt. Zucker kann’s ja wohl nicht sein – oder?

Annette Grüters-Kies­lich, Leitende Ärztliche Direktorin und Vorstandsvorsitzende an der Universitätsmedizin Heidelberg, überraschte schließlich mit einer bahnbrechenden Erkenntnis: Der Überschuss an Energie gepaart mit einem zunehmenden Mangel an Bewegung führe immer häufiger dazu, dass die Menschen übergewichtig würden. „Der Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, orthopädische Probleme, Diabetes und einige Krebsarten ist das Übergewicht“. Bei diesem Gedanken kommt auch der letzte Zweifler ins Grübeln.

Das weise Fazit der Podiumsteilnehmer im Rahmen der Tagung: Man war sich sich einig, dass Möglichkeiten und Ansätze in Deutschland schon jahrelang vorhanden sind. Nur an der Umsetzung würde es schon seit Jahren scheitern. Echt jetzt? „Fett- und Zuckersteuer sowie Werbeverbote werden immer Gegenstand politischer Machtkämpfe sein“, betonte Hertwig. Wenn systemische Lösungen schwer zu finden sind, müsse zunächst einmal auf die Kompetenzen der Bürger gesetzt werden.

Ja, ja – der Bürger und seine Kompetenzen, die im Zweifelsfall immer fehlen. Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein. 1 – 2 – 3 – wir von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften kommen! Und während auf der Tagung wohl viel über Werbe- und sonstige Verbote geredet wurde, wird im Tagungsbericht der Ärztezeitung der Begriff Ernährungserziehung mit keinem Wort  – und die Ernährungsbildung mit gerade mal einem Wort erwähnt.