Politische Beamte formulieren gewöhnlich sehr vorsichtig. Ministerialdirektor Bernhard Kühnle, Leiter der Abteilung Ernährung, Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wollte zu Beginn des Symposiums „Ohne Zweifel sicher?“ am vergangenen Donnerstag offensichtlich mehr als nur den Grüßonkel spielen. Er ließ die Veranstalter der Ende letzten Jahres neu gegründete Inititative DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT – wenn auch mit gewählten Worten – wissen, was gebacken ist:

„Ich glaube, dass erfolgreiche Kommunikation über Lebensmittel nur dann funktionieren kann, wenn Akteure wie der Verein DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT nicht nur nach außen, sondern auch nach innen wirken. Wenn es um Glaubwürdigkeit und Vertrauen in Lebensmittel geht, ist eine Säule natürlich die gute Kommunikation darüber. Getreu dem Sprichwort ‚Tue Gutes und rede darüber‘ gehört zum guten Reden zunächst aber auch das gute Tun. D.h. die Lebensmittelwirtschaft insgesamt ist gut beraten, neben der dringend erforderlichen guten Kommunikation auch alles zu tun, um die Sicherheit und den Schutz vor Täuschung bei Lebensmitteln sicherzustellen. Dabei ist es angeraten, nicht alles zu tun, was technologisch geht und was man rechtlich vielleicht gerade noch machen kann, ohne sanktioniert zu werden. Stattdessen sollte im Mittelpunkt stehen, was im Einklang mit einer guten Kommunikation nach außen auch hilft, verlorenes Verbrauchervertrauen wieder gut zu machen und vorhandenes Verbrauchervertrauen zu stabilisieren und zu vergrößern.“ Das war vielleicht nicht besonders konkret, aber dafür ziemlich deutlich.

lmw_bildmarke_rgbKnapp 150 Besucher aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Medien verfolgten im Berliner FAZ-Forum die interessanten und aufschlussreichen Vorträge, Statements und Diskussionen zum Thema Kommunikation, Sicherheit und Lebensmittel. Die Veranstalter wollten das Symposium als Angebot zum Dialog verstanden wissen. Der kam dieses Mal trotz bester Absichten nicht wirklich zustande. Unter den Teilnehmern befanden sich gerade mal 15% Vertreter von Medien und Verbraucherinstitutionen – ansonsten war man seitens der Lebensmittelwirtschaft weitgehend unter sich und voll des gegenseitiges Lobes für so viel Offenheit und Angebot. So wird die Initiative künftig noch beweisen müssen, ob sie echten Dialog zustande bringt oder den strapazierten Dialog-Begriff nur als Vorwand für wohlklingende Imagepflege gebraucht. Bei der Ansammlung von Texten auf der Website der Initiative unter dem Menüpunkt „Dialog“ zumindest handelt es sich bisher lediglich um monologische Statements – auch dann, wenn sie teils als Interviews daherkommen. Aber schaun wir mal, was da noch kommt – der LEBENSMITTELWIRTSCHAFT eine Chance.