„Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“, möchte man allen Couchpotatoes zurufen, die sich maßlos über Doping mit Nahrungsergänzungsmitteln aufregen. Hier ein aktuelles Beispiel dafür, wie weit die ‚Sünde‘ Nahrungsergänzungsmittel verbreitet ist: Ende 2013 machten die Ergebnisse einer Untersuchung des Münchner HelmholtzZentrum die Runde, die zeigten, dass viele ältere Menschen durch Vitamin- und Mineralstoffpräparate viel zu viel Magnesium und Vitamin E zu sich nehmen. Salopp gesagt handelt es sich dabei um nichts anderes als eine Form von alltäglichem Seniorendoping.

Die Wissenschaftler um Sigrid Schwab, Priv.-Doz. Dr. Barbara Thorand und Professor Dr. Annette Peters vom Institut für Epidemiologie II (EPI II) am Helmholtz Zentrum München (HMGU) untersuchten, wie häufig ältere Menschen ergänzende Nährstoffe, sogenannte Supplemente, zu sich nehmen und welche Inhaltstoffe dabei in welchen Dosen zugeführt werden. Grundlage der analysierten Daten ist die KORA-Age Studie, die den Zusammenhang zwischen Lebensstilfaktoren und dem Gesundheitszustand von Personen im Alter von 65 Jahren oder älter im Raum Augsburg untersucht. Etwa 54 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer über 64 Jahre nehmen demnach ergänzende Nährstoffe, wie Vitamine, Mineralstoffe, oder sonstige Stoffe (z.B. Omega-3 Fettsäuren oder Coenzym Q10) ein.

Besonders beliebt scheinen nach den Ergebnissen der Studie bei den Senioren Magnesium und Vitamin E zu sein. Für beide Geschlechter wurde beobachtet, dass die zugeführten Dosen an Magnesium und Vitamin E dabei die tolerierbaren Tageshöchstmengen häufig überschreiten. Bei 20 Prozent der weiblichen bzw. 33 Prozent der männlichen Teilnehmer, die regelmäßig Magnesium einnehmen und bei 8 bzw. 14 Prozent der Teilnehmer, die Vitamin E regelmäßig zuführen, waren die verabreichten Supplement-Mengen zu hoch. Interessanterweise wird Vitamin D, mit dem Senioren häufig weniger gut versorgt sind, insgesamt von relativ wenigen alten Menschen eingenommen. Prof. Peters kommentiert die Ergebnisse: „Einen großen Einfluss bei der Auswahl der Präparate scheinen Industrie und Werbung zu haben. Ergebnisse wie diese sind daher wichtig, um sinnvolle Empfehlungen zur Nahrungsergänzung im Alter abgeben zu können.“

Quelle: Pressemeldung des Helmholtz Zentrum von 05. 12. 2013