Gesponsert von Mars, Danone, Hipp & Co.: Derzeit lädt das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) zum 2. Dortmunder Forum für Prävention und Ernährung ein, das unter dem Titel „Gesunde Kinderernährung – von der Wissenschaft zum Wissen für alle“ am 29. November in der Dortmunder Westfalenhalle stattfinden wird(Download hier). Angesichts der Vorwürfe in der WamS ist das Tagungsthema hoch brisant (siehe auch Blogeintrag vom Sonntag). Kern der Vorwürfe: Das Institut gefährdet seine Unabhängigkeit durch die Zusammenarbeit mit der Industrie. Falls man sich der Diskussion öffnet, könnte in Dortmund eine spannende Diskussion entstehen. Schließlich sieht die Liste der Sponsoren wie ein Aufmarsch der Anwärter für optimiX aus.

Es gibt viele fruchtbare Kooperationen zwischen Wissenschaft und Industrie – doch es gibt Grenzen. Wenn sich ein Institut von Lebensmittelherstellern Studien finanzieren lässt, die zur Verbesserung der Produkte dienen, kann es dagegen keinen Einwand geben. Tritt dieses Institut als objektive Instanz auf, die Produkte von Herstellern bewertet, sieht die Sache anders aus. Ein Richter kann nicht mit dem Verdächtigen Essen gehen, damit der ihm mal den wahren Sachverhalt erklärt. In Abwandlung eines alten Sprichworts gilt heute mehr denn je: Wes Riegel ich ess, des Lied ich sing. Das FKE arbeitet in einem gesellschaftlichen Spannungsfeld, das Unabhängigkeit verlangt  – im Spannungsfeld zwischen Endverbrauchern und Lebensmittelherstellern. Wer glaubhaft Lebensmittel für die Ernährung einer so sensiblen Zielgruppe wie es Kinder sind, mit einem Gütesiegel bewerten will, darf sich nicht von Süßwarenherstellern (mit-)finanzieren lassen. Gerade dann, wenn man auf Grund der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dem Schluss käme, dass bestimmte Industrieprodukte einen durchaus sinnvollen Beitrag zur Kinderernährung leisten können, müsste man ganz besonders auf absolute Unabhängigkeit von den Herstellern achten. Andernfalls verspielt man seine Glaubwürdigkeit. Wer wird schon den Freispruch eines Richters akzeptieren, wenn sich herausstellt, dass ihn der Verdächtige üppig bewirtet hat. So fragt man sich, warum das Institut nicht lieber auf die Unterstützung der Hersteller verzichtet, als sich dem Vorwurf der Einflussnahme auszusetzen und damit optimiX als wichtiges und gutes Projekt zu gefährden: Im Wams-Artikel ist von ca. 10.000 Euro pro Hersteller die Rede – was für ein Forschungsinstitut Peanuts sind.

Mit dem WamS-Artikel wird nun das FKE selbst auf die ‘Anklagebank’ gesetzt. Mir ist nicht bekannt, dass sich das Institut bisher nachhaltig gegen die Vorwürfe gewehrt hat. Vielleicht gibt es ja eine überzeugende Verteidigung. Ich bin gespannt.