Wie einsam ist das denn? Zum Essen kommen ist Out – In ist dagegen „Essen gucken“ – zumindest in Südkorea. Einer der großen Webtrends ist dort, Menschen auf YouTube live beim Essen zuzuschauen. Sabine Schlimm berichtet auf ihrem Blog „Schmeckt nach mehr – vom Essen und von den Gefühlen“ über den asiatischen Megatrend: „Das Ganze ist unter dem Begriff Mukbang bekannt, und einige der digitalen Esshibitionisten sind dadurch zu Stars geworden, die von ihrer Tätigkeit als Vorkauer leben können.“ Sabine beschreibt: „Die Videos zeigen Frauen und Männer zwischen Teenie und Mitte zwanzig. Im Hintergrund die Jugendzimmer-Einrichtung, im Vordergrund Berge von Essen – häufig in Takeaway-Verpackungen (einige der Stars kochen aber offenbar als Bestandteil ihrer Show selbst). Und dann wird zugelangt. Während sich die Ess-Künstler_innen Bissen für Bissen einverleiben, unterhalten sie sich mit ihrem Publikum, das das Geschehen per Chat kommentiert.“

Heute in der WamS – großer Artikel über die wachsende Vereinsamung der Menschen: „Die Vereinzelung in der Gesellschaft nimmt zu. Kein Mensch wird dem entgehen.“ Ein Psychologe wird dort zitiert: „Das Problem an der Einsamkeit ist, dass es fast kein Mittel gegen sie gibt.“ Vielleicht ist Mukbang nichts anderes als ein Versuch junger Menschen, der Einsamkeit zu entkommen. Auf YouTube ist eine Reportage von Munchies zu sehen: “The Food Porn Superstars of South Korea”. Ein Mukbang Fan, Student, Anfang 20, spricht über seine Motive: “Wenn ich ein bisschen einsam bin, dann fühlt es sich an, als äße ich mit jemand zusammen.”

 

 

Irgendwie traurig. Was wäre weniger traurig als Mukbang? Gemeinsam kochen, gemeinsam essen, dem anderen direkt in die Augen schauen, miteinander reden statt chatten, so, wie es früher mal war, als Muttern gerufen hat: Essen ist fertig, alle kommen! Wie geil wär das denn (… vor allem auch ohne Mama!)! Verabreden zum Essen im Netz – und dann treffen. Wär doch besser als zuschauen. Würde bestimmt besser helfen gegen die Einsamkeit.
(Sabine beschreibt in ihrem Post über die Einsamkeit hinaus noch weitere Motive – Lektüre lohnt sich). Übrigens: Danke an Patrik von der Schmausepost – dort hab ich den Link gefunden