Nur eine Minderheit der Väter und Mütter hat im Blick, was ihre Kinder online machen. Dieser Schluss lässt sich aus den aktuellen Ergebnissen einer repräsentativen Untersuchung der Krankenkasse Pronova BKK ziehen. Was hat das mit Ernährung zu tun?  Bundesernährungsminister Özdemir plant ein Werbeverbot für Süßkram – auch im Internet. Wie soll das funktionieren, wenn Eltern null Einfluß darauf haben, was ihr Nachwuchs im Internet treibt? Was soll es bringen, wenn in TV- und Radiosendungen von 08:00h bis 23:00h für Süßes nicht mehr geworben werden darf, während die Kids auf Insta, Tik Tok, You Tube und anderen Kanälen im Netz im Minutentakt mit Werbung für Süßes beballert werden?  Immerhin besitzen fast 80% der 11- bis 12-Jährigen ein Smartphone – und sie benutzen es – ständig – und keiner weiß so recht, was sie dort tun.

Bitte keine Werbung ??Bitte bloß keine Werbung !!   (Fotos: www.pexels.com)

Grundsätzlich ist es wenig wahrscheinlich, dass Cem Özdemir ein Werbeverbot im Netz durchsetzen kann. Wer sollte z.B. die Einhaltung überwachen? Nach den Vorstellungen des Ministers sollten das die Marktüberwachungsbehörden der Länder tun. Die unterstehen der Zuständigkeit der Länderministerien. Cem Özdemir hat ihnen demnach erstmal gar nichts zu sagen. Im Übrigen wäre die Behörde für eine Überwachung des Internets derzeit weder personell noch digital gerüstet. Ganz abgesehen davon dürfte die Umsetzung eines Verbots massive rechtliche und technische Herausforderungen mit sich bringen.

Wenn also ein solches Verbot bei einem wesentlichen Teil der relevanten Medien gar nicht erst greift, muss das den Sinn der ganzen Maßnahme in Frage stellen.  Was soll und kann ein Werbeverbot dann überhaupt noch erreichen? Die letzten repräsentativen Zahlen zum Gewicht von Kindern aus dem Jahr 2017 weisen 15,4 % der untersuchten Jugendlichen und Kinder als übergewichtig und 5,9% als adipös aus (nach Corona dürften es zwar einige mehr sein – allerdings vermutlich im überschaubaren Rahmen). Ziele für das mögliche Verbot sind nirgends definiert? Was will man eigentlich genau erreichen? Was soll das Ergebnis des Verbots z.B. nach fünf Jahren sein? 10% weniger dicke Kinder – oder vielleicht 15% weniger? Gibt es eine Modellrechnung dafür, in welchem Verhältnis Aufwand und Nutzen stehen werden? Alles Fehlanzeige!

Viel eher als der Verbotswahnsinn, der vor allem Reaktanz erzeugen dürfte, würde ein Maßnahmenpaket aus mehr Ernährungserziehung, Ernährungsbildung und mehr Bewegung im Elternhaus und in den Schulen helfen. Das umzusetzen wäre anspruchsvoll und schwierig. Dagegen braucht es für ein Werbeverbot „nur“ das Machtwort des Ministers und die parlamentarische Mehrheit dahinter – für Özdemir also der Weg des geringsten Widerstandes.  Trotz Kritik von vielen Seiten hält Özdemir am Plan des Werbeverbotes fest. Er sitzt damit nicht zuletzt den Einflüsterungen und Forderungen einer krawalligen Lobby aus Verbandsaktivisten auf, denen es weniger um die Gesundheit der Kinder geht als darum, der verhassten Ernährungsindustrie zu schaden.

 

Mehr darüber, wer dahintersteckt, und was in anderen Ländern wie England z.B. besser läuft, demnächst im tellrerrandblog.