Coke-Design-kleinDie kleinen Coca-Cola Designerfläschchen sind begehrte Sammlerobjekte – und ernährungsphysiologisch optimal: Kein Mensch käme auf die Idee, den Inhalt zu leeren. © muehleib

Ab sofort ist Content King bei Coca-Cola. Der globale Getränkekonzern hat seine bisherige deutsche Website ausgeknipst. Stattdessen findet man seit neuestem unter der alten Adresse einen komplett neuen Inhalt:  Coca-Cola Journey, das neue Online-Magazin des Brauseproduzenten, bietet Infotainment- und Lifestyle statt klassischer Produkt- PR – und kommt dabei in perfektem Magazine-Style inhaltlich modern, frisch und glaubwürdig daher – ganz im Stil der online-Auftritte von BEEF!, NEON oder anderen Lifestyleblattern.

In der Tiefe der Seite gibt es mit großen Fotos aufgemachte, gut erzählte Geschichten: Zum Beispiel die Spielplatz-Story: „Mehr Sicherheit und weniger Langeweile gefragt.“ Da erfährt man, dass Fanta im vergangenen Jahr zusammen mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem TÜV Rheinland, der erhebliche Mängel auf deutschen Spielplätzen festgestellt hat, die Fanta Spielplatz-Initiative ins Leben gerufen hat. „Bereits 2012 unterstützte die Initiative die Sanierung von 20 Spielplätzen in ganz Deutschland.“ Der unbefangene Leser denkt: „Wie viel Gutes die doch für unsere Kinder machen!“ Unter dem Menüpunkt „Meinungen“ philosophiert u. a. der Glücksforscher Dr. Ruut Veenhoven (Mitglied im Beirat des Happiness Instituts) über Lebensfreude. Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der Verbraucher Inititative e.V. sinniert über das Thema: „Die Welt nachhaltig bewegen.“ – und man fragt sich: Abel, wie bist Du nur zum Kain geworden?  Die Produkte – früher Hauptgegenstand der Website – findet der Besucher dezent in den Hintergrund gerückt unter dem Menüpinkt „Marken“.

Ein ausgesprochen schlauer Schachzug, die Sache mit dem Magazin, für das ein Team von Profi-Journalisten, die ihr Handwerk gut verstehen, das Story-Telling rund um die Zuckerbrause perfektioniert und den Konzern als Wohltäter der Menschheit erscheinen lässt. Die Strategie hinter “Journey” dürfte aufgehen: Die Mehrzahl der Besucher wird beeindruckt sein von den guten Taten des Konzerns – die wenigstens werden das Gelesene hinterfragen – z.B.  danach, inwieweit ein dauerhafter übermäßiger Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke zu Adipositas, Diabetes und damit verbundenen Erkrankungen führt. Meine Empfehlung für die Journey-Rubrik “Meinung”: Wie wärs mit einem Gastbeitrag von Dr. Robert Lustig, amerikanischer Arzt und Endokrinologe, der sich dem Kampf gegen den Zucker in unserer Nahrung verschrieben hat – aus wissenschaftlich gewachsener Überzeugung. Das , liebe Coke-Geschäftsführung und werte Journey-Redaktion, wäre doch im Gegensatz zu all den Friede-Freude-Coca-Cola Geschichten  mal ein wirklich interessanter Ausgangspunkt für eine Diskussion.