Wer hätte das gedacht: Übergewichtige haben es schwer! Jeder vierte Deutsche brandmarkt dicke Menschen als soziale Randgruppe. Das haben Wissenschaftler des Instituts für Ernährungspsychologie in Göttingen in einer repräsentativen Studie mit 1001 Teilnehmern herausgefunden, die der Ernährungspsychologe Dr. Thomas Ellrott als Leiter der Untersuchung heute auf dem Stuttgarter Kongress der Deutschen Adipositas-Gesellschaft vorgestellt hat.

Damit wurde einmal mehr Geld ausgegeben für eine Fragestellung, auf die auch ohne Studie jedes Kind die Antwort weiß. Kein Wunder, dass die Prävention und Therapie von Übergewicht auf der Stelle tritt, wenn sich die Wissenschaft mit solchen Banalitäten befasst, anstatt nach Lösungen zu suchen. Dass man in Göttingen Zeit damit verschwendet, verwundert umso mehr, als von dort ansonsten viele praxisorientierte Ansätze kommen: Aus den Forschungsarbeiten des Instituts sind praxisorientierte Projekte wie  „PowerKids“ für übergewichtige Kinder, die „PfundsKur“ und „PfundsFit“ in Baden-Württemberg und Sachsen oder die Schulprojekte „Fitte Schule“ und „Entdeckungsreise Essen“ entstanden.

“Stigmatisierung hilft übergewichtigen Menschen nicht, Stigmatisierung motiviert sie auch nicht, sondern verschlimmert das Problem. Denn Stigmatisierung und Diskriminierung von Übergewichtigen können zu Depressionen, geringem Selbstwertgefühl und zu einer verringerten Wahrscheinlichkeit eines Abnahmeerfolgs führen.” kommentiert Ellrott  die möglichen Folgen der Diskriminierung. Das ist zwar richtig. Doch um sich das vorzustellen, braucht man weder eine Studie noch den Professor. Dazu reicht es, irgendwann einmal den Song “Dicke” von Marius Müller-Westernhagen gehört zu haben, und nicht einmal den bräuchte man dazu. Stellt sich die Frage: Was will uns das Ergebnis sagen? Sollen 20 Millionen Deutsche dazu erzogen werden, die Dicken besser zu behandeln? Oder sollen die Kassen den Dicken als Vorbereitung für Maßnahmen der Adipositas-Therapie ein Training zur Erhöhung der sozialen Frustrationstoleranz  finanzieren? Spaß beiseite: Mit solchen Ergebnissen schafft man es für einen Tag in die Schlagzeilen. Doch substantiell bringt solche Forschung nichts. Stattdessen sollten sich die Forscher mit den knappen vorhandenen Mitteln wieder auf lösungsorientierte Fragestellungen konzentrieren. Nur so kommt man voran.