“Krankenhaus–Ernährung kann krank machen”, titelt gestern die Tageszeitung DIE WELT. Im Beitrag sagt Petra Blumenberg vom Aktionsbündnis Patientensicherheit.„Die Diäten in den Krankenhäusern sind einseitig, nicht vitaminstoffreich und machen krank“. „Wir wollen das pflanzliche und vollwertige Angebot deutlich ausbauen. Zum Frühstück sollte es auch mal Müsli mit Nüssen, Kernen und Obst statt immer nur das klassische weiße Brötchen mit Wurst und Butter geben.” sagt die Fachärztin für innere Medizin Kristin Hünninghaus. In einer gemeinsamen Stellungnahme wandten sich 25 medizinische Fachgesellschaften bereits im April an Minister Lauterbach: „Die Neustrukturierung des deutschen Krankenhaussystems bietet die einmalige Chance, die derzeitig unzureichende Ernährungsversorgung der besonders vulnerablen Patientengruppen zu verbessern.“ Das Bündnis fordert unter anderem ein verpflichtendes Ernährungsscreening sowie den Einsatz interprofessioneller Ernährungsteams und “strukturell verankerte Ernährungskompetenz” in deutschen Klinike (…allerdings fehlen auch in diesem Papier Ansatzpunkte für Reformen in der Patientenverpflegung). So weit, so gut und so richtig.
Dabei findet sich in dem Bündnis der Fachgesellschaften alles, was das Wort Ernährung buchstabieren kann – von der Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie bis zur Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU). Die Verbände der Ernährungsfachkräfte bzw. Expertenaussagen aus diesem Umfeld sucht man im Reigen derer, die im Artikel zu Wort kommen dürfen, vergebens – sie mussten offensichtlich draußen bleiben. Unsichtbar, ungefragt und offensichtlich für bedeutungslos gehalten, bleiben sie in dieser Berichterstattung außen vor. Und das, obwohl nicht Ärzte, sondern nur Diätassistenten und Ernährungswissenschaftler eine vollwertige und den Genesungsprozess unterstützende Ernährung und Behandlung von Mangelernährung in Krankenhäusern umsetzen können. Dass zu diesem Thema aus unseren Fachverbänden VDD, VDOE, VFED und Quetheb niemand z Wort kommt, muss nachdenklich stimmen.
Dass Ernährungsfachkräfte im Rahmen dieser Diskussion nicht einmal Erwähnung finden, kommt für Uta Köpcke, Präsidentin des Verbandes der Diätassistenten, nicht ganz unerwartet: “Wir versuchen seit Jahren, hier das Bewusstsein zu schaffen, dass Ärzte wichtige Zuweiser und Meinungsbildner im Krankenhaus sind, die Umsetzung aber komlett bei uns liegt. Auch in der jungen Ärztelandschaft hat die traditionelle Sozialisation offenbar tiefe, beratungsresistente Spuren hinterlassen, was dazu führt, dass man uns sogar dort übersieht oder zumindest völlig unerwähnt lässt: Ohne Ernährungsfachkräfte sind all die schönen Pläne nicht umsetzbar.”
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Herzlichen Dank fuer das Aufgreifen der Thematik mit der (äußerst mangelhaften) Patientenverpflegung in der Klinik. Und ebenso bedanbkt fuer den wichtigen Gedanken – besser die Positionierung, dass sich die falschen “Player” darueber austauschen – das ist so und ist seit Jahren so.
Hinzu kommt, das mittlerweile mehr als auffällig wird, dass sich auch die Thematik differenziert hat bzw. dann von den Diskutant:innen noch weiter differenziert werden muesste.
Bei aller Liebe, Diätassistent:innen muessen nicht fuer eine adäquate Vollkost sorgen. Nuesse, Obst und Vollkornprodukte sind Standardempfehlungen der DGE, und diese gilt es grundsätzlich umzusetzen. Diätassistent:innen sind dafuer ausgebildet, diättherapeutische Maßnahmen nach Verordnung von Ärzt:innen umzusetzen – und daran mangelt es mehr als alles andere. Wenn jedoch von gesundem Msli gesprochen/geschrieben wird, so weiss ich, dass das Thema der Diätetik und Therapie noch nicht mal im Ansatz verstanden wurde geschweige denn durchgefuehrt. So können sich auch weiter Ärzt:innen und Medie trefflich darueber streiten, wie schlecht denn nun Patient:innen allgemein versorgt werden, ohne auch nur den Hauch eines Fortschritts zu klären, der mit den Geldgebern und den Therapiemaßnahmen zu tun hat, weit weg von Nuessen im Muesli… Implementierte Ernährungsteams agieren auf ganz anderen Lebensmittel-Feldern. Sie arrangieren nicht mehr nur Vollkornprodukte, und da wird es dann finanziell interssant, denn da stechen wir dann in das Pharma-Wespennest mit den Arzneimitteln der Sondennahrung und Parenteraler Ernährung, um die es den Ernährungsteams geht bzw. in diesen Diskussionen mit Ernährungsfachkräfte-Personal in der Klinik gehen sollte. Dätassistent:innen zur Aufsicht ueber einen selbstverständlichen Obst-Gemse-Mix quasi drueber schauen zu lassen, unterfordert die excellenten Potenziale dieser Berufsgruppe gänzlich. Und so lange es in dieser Richtung diskutiert wird, bringe ich mir meinen Naturjoghurt – wie in suedlichen europäischen Ländern ueblich, selbst mit, sollte ich in der Klinik landen, da wiess ich, was ich habe.